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Zombie 2 – Das letzte Kapitel (USA, 1985)

verfasst am 4.Juli 2002 von Markus Haage

„Das Gehirn ist der Motor, Sarah. Der Motor, der sie antreibt!“

Der Untergang der Menschheit ist besiegelt, der Tag der Toten bricht an…

(© Alemannia-Elysee)

In einem unterirdischen Bunker in Florida hat sich eine Handvoll Überlebender der Zombie-Apokalypse verbarrikadiert. Sie warten auf ein Lebenszeichen der Außenwelt. Irgendeines. Die einst routinierten Flüge in die nahegeliegenden Innenstäde haben sie aufgegeben. Nur noch Tote wandeln durch die verlassenen Großstadtschluchten. Im Bunker selber liegt die einzige Hoffnung auf Dr. Logan. Dieser versucht die Untoten zu resozialisieren. Wenn man sie schon nicht besiegen kann, dann sollte man sie auf die eigene Seite ziehen.

(© NSM Records)
(© NSM Records)

Doch seine Experimente sind umstritten. Der herrschsüchtige Captain Rhodes sieht keinerlei Sinn mehr darin und weigert sich für Logans Experimente weitere Männer abzustellen – denn diese wurden bereits beträchtlich dezimiert. Es ist nämlich ihre Aufgabe die Toten einzufangen.

(© NSM Records)
(© NSM Records)

Zwischen diesen Fronten befinden sich Laurie, John und McDermott. Sie sehen das Ende kommen, können der unterirdischen Festung aber nicht entfliehen. Erst als die Gruppe durch ihr eigenes soziales Unvermögen langsam zerfällt, kommt ihre Chance zur Flucht…

(© NSM Records)

Bereits kurz nach dem überraschenden Erfolg von „Zombie“, wollte Richard P. Rubinstein, der Producer, eine Fortsetzung realisieren, doch Romero lehnte ab. Der weltweite Erfolg hatte ihn regelrecht überrannt. Er rechnete schlichtweg nicht damit, dass seine Horror-Apokalypse dermaßen einschlagen würde. Dementsprechend hielt er sich zurück. Mit „Zombie“ schuf er nicht nur einen simplen Kassenschlager, sondern einen der wegweisendsten Horror-Klassiker der Filmgeschichte. „Zombie“ definierte das Untoten-Subgenre des Horrorfilms grundlegend neu. Einen solchen Erfolg inhaltlich oder finanziell zu toppen, ist schwierig. Erstmalig in seiner Karriere war Romero nicht mehr der Underdog, er war der Macher, auf den sich alle Augen richteten. Wer Romero näher kennt, weiß, wie schüchtern und zurückgezogen er ist. Aber jetzt wurde er gefordert. Romero gefiel die Situation in der steckte nicht. Natürlich freute er sich über den Erfolg des Films – aber eine direkte Fortsetzung in kürzester Zeit wollte und konnte er partout nicht abliefern. Zuviele andere Projekte wollte er realisieren und sich nicht wieder der Zombie-Thematik widmen. So zogen fast sechs Jahre ins Land, bis Romero ins Reich der Untoten zurückkehren würde. Erst 1984 begann die Vorproduktion zur Fortsetzung – und diese musste nun brutale Kompromisse eingehen…

(© Laurel Entertainment Inc.)

Aufgrund des damals extrem hohen Dollarkurs, war es für die italienischen Produzenten rund um Dario Argento, die bereits „Zombie“ massiv finanziell unterstützten, nicht mehr rentabel genug in die Produktion einzusteigen. Das finanzielle Risiko war einfach zu groß – und dies obwohl der Horror-Markt rund um die lebenden Toten gerade in Italien seinen Höhepunkt erreichte. Romero und Rubinstein mussten neue Finanziers finden – und genau da lag das Problem. Zwar fanden sich schnell interessierte Studios, doch beharrten diese auf ein massenkompatibles R-Rating. Als Gegenleistung würden sie das angedachte 7 Millionen Dollar-Budget stemmen. Romero war aber von Anfang an klar, dass er diesbezüglich keine Kompromisse eingehen mochte. Es ginge ihn weniger darum, weniger Gewalt für ein R-Rating zu zeigen (denn schließlich wußte er, das er spätestens für den Heimvideomarkt eine Unrated-Fassung hätte schneiden können), sondern viel mehr über die Bevormundung durch die Studios. Romero war immer ein Independent-Künstler – und interessanterweise sind seine besten Werke gerade die Filme, bei denen er zwar unter einem extrem knappen Budget zu leiden hatte, dieses aber ohne jegliche Einmischung von Außen einsetzen konnte. Somit war für ihn klar, dass der 7 Millionen Dollar-Deal für ihn keine Option sein konnte. Glücklicherweise fand sich recht schnell ein zweites Studio, das gewillt war, Romeros Zombie-Saga fortzusetzen, doch hier war man nur bereit 3,5 Millionen Dollar für eine Unrated-Fassung zu investieren. Der Vertrieb einer Unrated-Fassung birgt für die Studios immer ein relativ großes finanzielles Risiko. Romero und Rubinstein gingen den Deal letztlich ein – auch wenn dies für Romero bedeutete, dass er seine favorisierte Drehbuch-Fassung nicht umsetzen konnte. Er musste seine Version von „Zombie 2 – Das letzte Kapitel“ quasi zurechtstutzen und herunterkürzen.

Der fertige Film erinnert in den Grundzügen noch an das First Draft, den ersten Drehbuch-Entwurf, liest man es aber, so fallen die Unterschiede sehr schwer ins Gewicht. Romero erdachte sich fast schon ein sozialkritisches Epos, welches die Gesellschaft im Wiederaufbau begleitet. Hierbei macht sie aber dieselben Fehler, wie vor der Apokalypse. Anstatt gemeinsam ein sicheres und gerechtes Habitat zu errichten, sind die Menschen regelrecht in Kasten eingeteilt, von denen natürlich nur die Menschen an der Spitze profitieren. Der Wissenschafts-Aspekt des fertigen Films ist auch vorhanden und weitaus stärker ausgeprägt. In der Drehbuch-Fassung gibt es ganze Horden an Test-Zombies, die zu Arbeitssklaven herangezüchtet werden. Die Experimente werden sehr exessiv und auch rücksichtslos ausgeführt.

(© Laurel Entertainment Inc.)
(© Laurel Entertainment Inc.)

Mitleid mit den Zombies hatte Romero schon immer. Dies wird im fertigen Film auch besonders durch den Charakter Bub deutlich, der von Dr. Logan gezähmt wurde. Am Ende darf er den Bunker quasi übernehmen und sich an Captain Rhodes – auch stellvertretend für die anderen Zivilisten – rächen.

(© NSM Records)
(© NSM Records)

„I’ve always had a soft spot for the zombies. They really don’t do anything intentionally wrong. I’ve always been simpathetic towards them, even the ones that get the humans. I never make them out to be just monsters.“
– George A. Romero

Dies wird auch in der direkten Fortsetzung namens „Land of the Dead“ aus dem Jahre 2005 erneut aufgegriffen, welcher inhaltlich große Ähnlichkeiten zum ursprünglichen Drehbuch zu „Day of the Dead“ vorweist. Hier hatte Romero das Budget von Universal gestellt bekommen, um seine Vision der sich erneut pervertierenden Gesellschaft, der menschlichen Ausbeutung, umzusetzen. Im vorliegenden Film wird dies, wie erwähnt, nur noch in den Grundzügen deutlich. Leider zum Nachteil des Films. Der kleine Cast trägt die großen Themen auf engen Raum persönlich aus. Jeder Charakter steht für einen Gesellschaftstypus. Dies funktioniert leider nicht immer. Einer der größten Vorwürfe an dem Film seitens der Fans, sei das teils extreme Over-Acting. Zwar fällt dieses in der deutschen Sprachfassung nicht zu sehr ins Gewicht, aber man kann es kaum verneinen, das viele Charaktere eher wie Karikaturen wirken. Interessanterweise sah Romero seine eigenen Filme immer als düstere Parodien auf die Realität an – gut möglich, dass die teils sehr stark überzeichneten Charaktere genau so fungieren und funktionieren, wie Romero es sich gewünscht hat. Denn für Romero ist „Day of the Dead“ sein bester Film, sein persönlicher Favorit.

(© NSM Records)
(© NSM Records)

Zweifelsohne ist es nach „Land of the Dead“ von 2005 wohl sein professionalstes Werk, denn Romero konnte diesmal auf eine voll professionelle Crew bauen. Während beim Vorgängerfilm noch sehr vieles nebenbei improvisiert wurde und auch das fertige Zombie-Design teilweise sehr willkürlich wirkte (so gab Tom Savini an, dass man beim Vorgänger oftmals aufgrund des brutalen Zeit- und Budgetsdrucks, die Statisten nur grünlich oder gräulich anpinselte und dann ans Set als fertige Zombies karrte), ist es nun bis in das kleinste Detail geplant. Die Wunden, die den Zombies als Menschen den Tod brachten sind durchdacht, ihre unterschiedlichen Verwesungsgrade teilweise sehr detailliert ausgearbeitet. Savini, der neben den damals noch jungen Greg Nicotero, auch hier wieder maßgeblich für die Effekte verantwortlich war, bezeichnet „Day of the Dead“ als eine seiner besten Arbeiten. Zurecht kann er sehr stolz auf das fertige Design sein, die hier auftretenden Zombies haben das Genre und die Darstellung der Untoten in anderen Medien maßgeblich beeinflusst.

(© NSM Records)
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(© Laurel Entertainment Inc.)
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Natürlich spart Savini auch bei den Morden keine Effekte ein. Sie sind zwar nicht so zahlreich vorhanden wie im Vorgänger, dafür aber deutlich realistischer. Nur die Drastik lässt den Zuschauer daran erinnern, dass Romero immer noch eine düstere und bitterböse Satire vorschwebte. Ja, hier werden in bester Trickmanier ganze Unterkörper abgerissen – WÄHREND das Opfer diesem schockiert zuschaut, die Augen verdreht und weiterschreit. Besagte Szene war übrigens für Hauptdarsteller Joseph Pilato als Captain Rhodes kein einfacher Dreh. Mehrere Stunden musste er am Boden ausharren – direkt unter seiner Nase, sein gefälschter Torso, gefüllt mit verfaulenden Schweine-Innereien, die nur darauf wartenden von den Zombies verspeist zu werden. Ein abstoßender und beißender Gestank ging von ihnen aus, der so drastisch gewesen ist, dass Joseph Pilato sich fast mehrmals übergeben musste – und in den Drehpausen eine Atemmaske aufgesetzt bekam.

(© NSM Records)
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(© Laurel Entertainment Inc.)
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„In one of the scenes we tore a guy in half. We filled the fake body with intestines and chicken parts and things like that. He was trapped underneath the floor so we could attach this body to him. Unfortunately, we had the entrails in a refrigerator and someone unplugged it two weeks before this scene, and they were rank, they were really awful ! So the zombies had their noses stuffed with wax so they couldn’t smell it, but this poor guy trapped in the floor, he was ready to throw up by the end of it, the smell was incredible.“
– Tom Savini

Interessanterweise sind es aber gerade diese perfekten Effekte, das professionelle Setting und das immer noch relativ hohe Budget, die es etwas schwer machen, den Film als direkte Fortsetzung anzusehen. Es besteht kein großer Zweifel, hätte Romero 1978 bereits über ähnliche Mittel verfügt, dann wäre auch „Dawn of the Dead“ ein ähnlicher Film geworden. Hier hatte er nun relativ freie Hand, bei „Dawn of the Dead“ hingegegen war das Budget stark beschränkt, der komplette Film wurde teils unter extrem improvisierten und auch chaotischen Bedingungen gedreht. Es ist zwar Georges Film – aber nicht zwingend so, wie George es eigentlich gerne gehabt hätte. Dies fällt besonders bei der Wahl der Musik auf. Aus Kostengründen wählte Romero die urheberrechtlich nicht geschützte Musik der DeWolfe-Library für „Dawn“ aus (in Deutschland auch spöttisch als Fahrstuhl-Musik bekannt). Dies gab „Dawn“ einen sehr parodistischen Charakter. Da Dario Argento für „Dawn“ allerdings die Verwertungsrechte in allen nicht-englischsprachigen Ländern besaß (als Gegenleistung für seine Finanzierung), ließ er von der italienischen Band Goblin eigene Musik einspielen. Mittlerweile ist diese legendär und für die deutschen Fans des Film nicht wegzudenken. Romero empfand diese allerdings immer als zu hart und brutal. So verwundert es auch nicht, dass von Goblins Musik in dieser direkten Fortsetzung nichts mehr zu hören ist. Der Soundtrack wurde komplett neueingespielt und Romero wählte eine recht poplastige, teils verträumte Synthie-Melodie. Wie sehr dies Romeros Wunschversion näher kam, wird abermals Jahre später in der weiteren Fortsetzung „Land of the Dead“ deutlich, in der er die Musik aus „Day of the Dead“ ebenfalls anklingeln lässt. Goblins legendärer Soundtrack für die Euro-Version von „Dawn“ findet hingegen keinerlei Verwendung in den späteren Werken. Auch orientieren sich die Zombies aus „Land of the Dead“ klar an dem Design aus „Day“. Wirkliche visuelle Verbindungen zu „Dawn“ existieren nicht mehr. Das ist für Fans sehr schade. Zwar sind „Dawn“ und „Day“ narrativ als direkte Fortsetzungen zu betrachten – visuell und auditiv könnten sie sich allerdings nicht größer unterscheiden. Dies ist in der Retrospektive auf „Dawn“ recht interessant. Hätte Romero bereits 1978 über dieselben Mittel verfügt, so wäre „Dawn“ zweifelsohne ein visuell und auditiv gänzlich anderer Film geworden. Aber hier kommt die Krux – es waren wohl die extremen Drehbedingungen, der Idealismus und teilweise auch die Naivität aller Beteiligten, die „Dawn“ zu dem machten, was er heute ist: einer der bedeutendsten Klassiker des modernen Horrorkinos. „Day“ hingegen fehlt diese Leichtigkeit. Er ist düster, teils über-dramatisch und wirkt etwas erzwungen. Er wirkt beengt und manchmal zu statisch inszeniert. Um den Film richtig bewerten zu können, muss man ihn wohl vom übergroßen Vorgänger etwas abtrennen.

(© Laurel Entertainment Inc.)
(© Laurel Entertainment Inc.)

„I think people wanted the same kind of romp that Dawn was. I think they just wanted it to really be…lighter, maybe? And, sillier, and have a cleaner storyline. Except for the military guy, everybody’s both good and bad. It’s pretty hard to calculate who you’re supposed to be with (laughs). You know, it didn’t have any of those traditional Hollywood movie things, and it certainly was, it was in an age when movies were beginning to really get vapid. We were going back to a sort of Western formula, almost, in different guises. You know, white hats and black hats.“
– George A. Romero

„Zombie 2 – Das letzte Kapitel“ ist zweifelsohne einer der besten Horrorfilme der 80er Jahre. Der Film ist im Gegensatz zu so vielen anderen Genreproduktionen hochgradig produziert. Die Effekte sind perfekt, das Design und Setting weiß zu gefallen. Dennoch schafft es die Fortsetzung nicht, aus dem übergroßen Schatten des Vorgängers herauszuspringen. Als Teil einer Filmserie hätte er dies auch nicht zwingend gemusst, aber „Day of the Dead“ ist teilweise so drastisch anders gestaltet, dass man sich manchmal fragt, warum man nicht gleich eine neue Geschichte in einer alternativen Horror-Welt angesetzt hat.

Leider konnte das Einspielergebnis die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Zwar spielte „Day of the Dead“ runde 30 Millionen Dollar weltweit ein, dennoch war dies für das produzierende Studio nicht genug um weitere Filme zu finanzieren. Erst 2005 kehrte Romero zu diesem Sub-Genre zurück und beendete seine Saga. Nichtsdestotrotz wurde „Day“ einer der Dauerbrenner auf dem noch relativ neuen Heimmedium Video. Die Verkaufserlöse des Vorgängers konnte er zwar nicht erreichen, von einem Misserfolg kann aber niemand sprechen. Aufgrund seiner drastischen Gewaltdarstellungen, wurde der Film in Deutschland (zumindest in seiner ungeschnittenen Form) bundesweit beschlagnahmt. Und dies obwohl bereits die einzige Video-Veröffentlichung von IMV sehr starke Schnitte aufwies. Die Beschlagnahmung hält bis heute (Oktober 2011) an.

Fatality:
Vier Schädel für Romeros Bunker-Apokalypse. Romero macht nicht viel verkehrt, er macht einfach nur vieles anders.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!